Ist Ortega das größte Rindvieh der Welt?

Soeben sickert durch den Äther, dass unser „Held“ aus jungen Tagen – der nicaraguanische Revolutionsführer und heutige Präsident Daniel Ortega – dem Despoten Gaddafi weiterhin die Stange hält. So ist gerade auf derstandard.at zu lesen:

Nicaraguas linksgerichteter Präsident Daniel Ortega hat Gaddafi solidarische Grüße geschickt. Libyen durchlebe "tragische Momente", in denen es um "das Schicksal Afrikas, des Nahen Ostens und der Reichtümer der Menschheit" gehe. "Nicaragua, meine Regierung, die Sandinistische Nationale Befreiungsfront und unser Volk begleiten Sie in diesen Schlachten", schrieb Ortega. 

Meine bescheidene Meinung: es ist ihm endgültig die letzte Sicherung durchgebannt.

Kommentare

  1. Daniel hat dieselben Symptome wie Ghaddafi, wenn man nur Antiimperialismus und Gringo-raus schreit "verdient" Ortegas Unterstützung.
    Chavez und Morales sehen das schon ein wenig mit mehr Distanz und rufen zu einer friedlichen Lösung auf.
    Das scheinheilige Geheul in Europa ist jedoch auch ein Offenbarung, noch vor wenige Wochen waren die Tirannen von Kairo, Tunis, Algiers, Saudi-Arabien, Marokko etc. wohlgelittene honorige Persönlichkeiten, mit Ghadaffi hatte man sich auch engagiert.
    Solange das Öl günstig fliesst ist alles Wurscht,odr?!
    Daniel verhält sich nicht viel differnzierter und kalkuliert mit dem Anti-Gringo-Effekt - leider.

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  2. Paul, wo du recht hast, hast du recht. Berlusconi – ein anderes Rindvieh – hat man vor Kurzem noch händchenhaltend mit Gaddafi gesichtet. Jetzt plötzlich wendet er sich wild entschlossen ab von seiner Wüstenbraut. So schnell kann's gehen in der Liebe und der Politik.

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  3. Ein paar politische Bemerkungen zu einer Nicaragua-Rundreise, die ich im Dezember 2012 gemacht habe. Erstmal das ganz Positive: Nicaragua ist ein schönes, freundliches und äußerst sicheres Reiseland und relativ preiswert.
    Nicht zu übersehen ist ein gewisser Personenkult um Daniel Ortega. Überall sieht man riesige Plakate in pink, die Daniel und eine „2“ oder 2x 2 zeigen. Das soll bedeuten, dass er nochmals zwei Perioden Präsident sein möge, obwohl die ursprüngliche von seiner Partei beschlossene Verfassung vorsah, dass eine Person nur zwei Legislaturperioden lang Präsident sein darf. Als er diese zwei hinter sich brachte, wollte er aber nicht abdanken und änderte die Verfassung. Das nahmen ihm viele revolutionäre Freunde aus der FSLN (Frente Sandinista de Liberación Nacional), die heute mit rund 75% der Stimmen die Regierung stellt, übel. Auch das damalige intellektuelle Aushängeschild Ernesto Cardenal, der suspendierte Priester, Befreiungstheologe und Poet verließ die Partei.
    Während die Farben der FSLN rot und schwarz waren, mutierten die neuen Sandinisten zum rosa! Man sieht auch oft auf dem Lande handgemalte Freundschaftsbekundungen mit „Daniel 2x“, die durchaus den Wunsch der Bevölkerung widerspiegeln mögen.
    Leider vermisst man in Nikaragua einige revolutionären Errungenschaften: so ist die Abtreibung bis heute strafbar, und mit den Contras kamen auch viele evangelikale Sekten ins Land (US-Sekten betreiben praktisch auf religiöser Ebene in ganz Lateinamerika die Konterrevolution) und die Bürokratie wuchert.
    Wenn Daniel Ortega im Fernsehen spricht, müssen sich alle Sender durchschalten und die ausländischen Sender im Kabelnetz werden abgeschaltet. Als entspannter Tourist nimmt man diese Dinge erstaunt zur Kenntnis.
    Einige Länder der EU haben die Entwicklungshilfe an Nikaragua gekürzt oder eingestellt, dabei habe Ortega keinerlei Anstrengungen unternommen diese wieder zu erhalten und Missverständnisse aufzuklären, wenn man Geld braucht, werde der reiche Bruder Hugo Chavez schon helfen, der in dieser Region hoch geschätzt und verehrt wird.
    Dr.Norbert Fink

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  4. Hallo Norbert,
    recht herzlichen Dank für Deine Reiseeindrücke von Nicaragua, Dezember 2012.

    Einige Bemerkungen und Ergänzungen.
    Es ist leider richtig, dass mann im ganzen Land diesen abscheulichen (sowohl optisch als wie politsch) Personenkult an den Hauptstrassen, Kreisverkehre etc. antrifft. Gestaltet unter Auspizien der "Komunikatorin für Information" Rosario Murillo-Zembrano.
    Rosario Murillo-Zembrano ist die Gattin vom sandinistischen Präsidenten, Comandante Daniel Ortega-Saavedra, und eine äusserst machtbewusste Dame, welche die eigentliche Mächtige im "sandinistischen" Nicargua ist.
    Leicht exzentrisch, im Stile der 67 und 68 er Jahre, geht keine offizielle Information bzw. Propaganda der FSLN oder der Regierung an die Öffentlichkeit.
    Ohne Zustimmung der "Compañera Rosario" bewegt sich in diesem Land politisch nichts. Da die Dame leicht esoterisch angehaucht ist und sie irgendwie in den Love and Peace Zeiten haengengeblieben ist, wird die Politisck der FSLN in dieser Form so gestaltet. Diskussionen in der Frente finden nicht mehr statt, Kritiker od Skeptiker werden kaltgestellt.

    Eine kleine Korrektur: die 2 bedeutet den Listenplatz der Frente auf dem Wahlzettel, welcher traditionell den 2. Listenplatz ist, die 2 x 2 ist lediglich die Aufforderung die FSLN sowie deren Spitzenkandidaten zu wählen, der Wähler hat hier immer 2 Stimmen.

    Neben wirklich vielen guten Ansätze und Programme der FSLN Regierung seit 2007 (Null-Hunger-Programm, Schulfrühstueckprogramm, Baumaterialienprogramm, Rieseninvestitionen in Alternativenergie, wie Solar- und Windenergie, kostenlose medzinische Versorgung in Krankenhäuser, kostenlose Primar- und Sekundarschulen, etc. etc.) ist der unter dem liberalen Päsidenten José Santos Zelaya López am Anfang des 20. Jhdts. eingeführte Möglichkeit einer "therapeutischen" (indikativen) Schwangerschaftsunterbrechung seit 2006 völlig untersagt und bei Strafe für Frau und Arzt verboten. Diese schändliche Massnahme wurde von allen politischen Partei, inkl. der sg. solidarischen FSLN am Vorarbend der damaligen Präsidentenwahlen beschlossen - auch auf Druck von der berüchtigte katholische Kirchenführung und der hier sehr starken und einflussreichen evangelikalen Sekten.

    International hat Nicaragua nicht mehr die Bedeutung wie sie in den 80-er Jahre hatte, richtig ist das den kapitalistischen und neo-liberalen Weg der Jahre 1990 - 2006 verbal heftigste kritisiert wird - jedoch praktisch nicht in der eigentlichen Wirtschaftspolitik nich in Frage gestellt wird. Dies hat sicherlich auch mit der neuen ekonomischen Eliten zu tun, welche vielfach aus FSLN-Führungskadern und Ex-Revoltionären besteht.
    Die Anlehnung an Venezuela und die Integration in das Wirtschafts- und Sozialbündnis ALBA ist prinzipiell meines Erachtens richtig. Die Unterwerfung an die neokolonialistische Wirtschaftspolitik der USA und der EU, wie in den Jahren 1990 - 2006 spielt sich derzeit, Gott - Sandino oder Bolivar sei Dank, nicht mehr.

    Das Bündnis ist unter Führung von Hugo Chavez, Fidel Castro, Evo Morales, selbstbewusster geworden. EZA-Hilfe zu politsche Erpressungen zu missbrauchen - dazu ist die Region nun doch ein wenig zu stolz.
    Und die Nicas sind stolz - trotz und mit Ortega und Konsorten.

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